Es war mal wieder soweit, dass ich einen längere Autofahrt vor mir hatte. Um diese zu überbrücken (und bei 15 Stunden Spielzeit sogar noch ein paar mehr) besorgte ich mir also rasch „Teufelsgold“ – ein weiterer Roman von Andreas Eschbach. Wie sooft fungiert das Buch als „Thriller“, was aber Herr Eschbach nicht sonderlich mag. Ich auch nicht – also kategorisiere ich dieses Review unter den Romanen 😉
Zuerst sei an dieser Stelle auf den Hörbuch-Sprecher Matthias Koeberlin hingewiesen, der schon mehrere Eschbach-Werke gelesen hat. Und auch in „Teufelsgold“ macht er das in einer Perfektion, so dass er für mich inzwischen zu einem der liebsten Sprecher geworden ist. Es macht ein Buch einfach nochmal lebendiger (Ungeschlagen bleibt aber weiterhin Rufus Beck bei Harry Potter… sorry Herr Koeberlin ;)).
Nun aber zum Buch selbst: Teufelsgold ist die Geschichte von Hendrik Busske, einem Anlageberater der seit Neustem als Vertretung für seine Kollegin, Seminare über Geld und Anlagestrategien halten soll, nur um dann die Produkte seines Unternehmens zu verkaufen. In Zürich stolpert er über ein antikes Buch mit einer Geschichte aus dem Mittelalter – es geht um den geheimnisvollen Stein der Weisen, den ein geheimnisvoller Alchemist namens John Scoro besitzen und zu nutzen wisse soll. Fasziniert von der Geschichte klaut Hendrik das Buch aus dem Antiquariat. Von da an verändert sich sein Leben radikal: sein aktuelles Leben ist ihm nicht mehr genug – er will mehr. Er will den Reichtum, das vollendete Glück, das perfekte Leben. Er macht sich zusammen mit seiner Frau Miriam selbständig, hält Seminare über „die Alchemie des Reichtums“ und stösst immer wieder auf weitere Schriften der Geschichte von John Scoro. Aber er ist nicht der Einzige, der hinter der Geschichte des Stein der Weisen her ist – so ist es unvermeidlich, dass Hendrik in eine der grössten Verschwörungen der Menschheit hineinrutscht. Aber ob ihn das zum ewigen Glück führen wird?
„Teufelsgold“ ist der klassische Eschbach – mal wieder: man nehme ein wissenschaftlich interessantes Thema, mische viel Religion dazu, eine Prise Fantastik und garniere das ganze mit einer fachlich sehr guten Recherche im wissenschaftlichen Umfeld. Fertig ist der Roman. Auch wenn ich Teufelsgold ganz gerne mag – so bemerke ich in vielen Eschbach-Büchern inzwischen die Regelmässigkeit der obigen Elemente. Die Bücher von Andreas Eschbach sind oft sehr ähnlich gestrickt. Religion hat beispielsweise in sehr vielen Büchern einen wichtigen Stellenwert (was nicht per se schlecht ist). Das liegt natürlich auch an den Themen, die der Autor aufgreift – es stellt sich aber die Frage, ob er die Themen auch mit diesem Hintergrund aussucht.
So oder so ist Teufelsgold mit dem thematischen Hintergrund der Alchemie und des Stein der Weisens durchaus interessant. Schön gemacht finde ich in diesem Buch die regelmässigen „Lesungen“ aus den alten Textfragmenten, welche die Mittelalter-Story nach und nach erweitern und ergänzen. Man kann sich wunderbar seine eigenen Theorien schnitzen, die sich dann bestätigen oder eben nicht. Dass die Theorien um den Stein der Weisen – in erster Linie die Schaffung von Gold – einen gut recherchierten wissenschaftlichen Hintergrund haben, gefiel mir durchaus sehr gut (auch wenn natürlich in Wahrheit die Goldmenge die aus Quecksilber mit moderner Technologie gemacht werden kann, minimalst ist).
Die Geschichte in der Gegenwart mit Hendrik Busske hat sehr viele auf und abs. Einerseits ist Hendrik nicht gerade der interessanteste Charakter. Eigentlich ist Hendrik sogar äusserst langweilig. Aber im Rahmen der Geschichte muss das wohl so sein. Aber er bleibt auf weiten Strecken nur bedingt sympathisch. Seine Frau Miriam tat mir da an mancher Stelle leid. Die Entwicklung der Geschichte wiederum fand ich interessant – viele würden sagen langatmig, aber das mag ich ja an den Eschbach-Büchern. Wobei es hier tatsächlich etliche Längen gab, die nicht unbedingt hätten sein müssen.
Über das Ende von „Teufelsgold“ bin ich mir auch einige Wochen nach Beendigung des Romans noch nicht ganz sicher. Es ist einerseits zufriedenstellend, weil es eine gewisse Offenheit behält, wie man es von Eschbach gewohnt ist. Etwas Anderes hätte mich an dieser Stelle glaube ich auch enttäuscht. Andererseits ist das Ende auch irgendwie zu seltsam, als dass es mich zufrieden stellt. Der letzte Teil des Buches ist relativ fantastisch und kurz vor Schluss wird man wieder abrupt in die Realität zurückgeholt. Entweder hätte man den fantastischen Faden mit einer speziellen Auflösung durchziehen können oder ihn aber gar nicht in dem Masse aufnehmen, in dem er aufgenommen wurde. Hmmm… ich bin mir hier wirklich nicht sicher.
Insgesamt ist „Teufelsgold“ ein durchaus solides Werk von Andreas Eschbach und wird auch dazu führen, dass ich jegliche weiteren Bücher von Herrn Eschbach lesen (oder hören) werde und mich immer wieder auf die Geschichten freue, die er entwirft. Dennoch konnte mich dieses Buch nicht vollumfänglich überzeugen – das mag an einigen Längen oder auch am letzten Teil liegen. Eine Leseempfehlung bekommt es aber trotzdem 🙂

Chris ist 34, arbeitet in der IT und liest gerne spannende Thriller oder Science-(Fiction) Literatur. Zudem liebt er das Tolkien-Universum.