Heute rezensiere ich ein Buch, das ich letzten Sommer gelesen habe: „Ready Player One“.
Auch zum nun frisch erschienenen Film möchte ich ein paar Worte beitragen.
Ready Player One?
Aber fangen wir vorne an: Ready Player One von Ernest Cline ist ein Buch, welches ich mal beim Buchhändler in der Kiste mit den Mängelexemplaren gesehen habe. Der Titel gefiel mir, also griff ich zu. Allerdings blieb das Buch dann mehr als ein Jahr liegen. Als wir letzten Sommer mit dem Auto nach Norwegen in den Urlaub fuhren, hatten wir ein paar Hörbücher dabei – dieses war eines davon. Meine Frau hat der Anfang nicht mitgerissen, also brachen wir es wieder ab. Nach dem Urlaub hörte ich weiter und wechselte (wenn ich mal nicht gross Auto fuhr) dank ungekürzter Lesung und kurzer Kapitel immer wieder ins echte Buch.
Aber worum geht es denn überhaupt: der knapp 18-jährige Wade Watts wohnt im Jahr 2044 in den Stacks (eine Containersiedlung) von Oklahoma. Seine Eltern hatte er früh verloren und wohnt nun in ärmlichen Verhältnissen bei seiner Tante. Sein grösster Schatz ist ein Zugang zur „Oasis“, einer riesigen immersiven Online-Rollenspielwelt im Internet. Anders als normale Rollenspiele, findet man in der Oasis alles wieder: eine Unmenge verschiedener Planeten ermöglicht es, sich in jeder bekannten Echt- oder Phantasiewelt (Lego gefällig? Lieber Indiana Jones? Back to the Future?) aufzuhalten und zu spielen.
Aber Wade – in der Oasis „Parzival“ hat keine Möglichkeiten, diese Welten zu besuchen. Denn um in der Oasis unterwegs zu sein, benötigt man Credits. Diese kauft man sich entweder mit echtem Geld oder man gewinnt sie. Aber um Credits zu gewinnen, müsste man erst auf die coolen Planeten kommen. Aber Parzival ist auf dem kostenlosen Schulplanet (ja, die Schulen sind 2044 nur noch virtuell) gefangen. Nebst der Schule hängt er oft online mit seinem besten Freund „Aech“ ab, den er noch nie persönlich getroffen hat.
Und dann stirbt James Halliday – der Erfinder der Oasis. Und hinterlässt ein Testament für die gesamte Oasis: wer drei Schlüssel findet und damit das Easter-Egg des Spiels findet, der wird James Hallidays Erbe. Und Halliday war – so behauptet man – sehr reich. Die Suche nach den Schlüsseln beginnt – doch in einer so grossen Welt wie der Oasis ist das ein schweres Unterfangen – zumal Halliday nur sehr spärliche Hinweise hinterlassen hat. Aber eines ist klar: um Halliday zu beerben, musste man ihn und was er mochte gerne kennen.
So ist Wade also DER Kenner von Halliday (von seinem Leben, über die geliebten Spiele, Bücher, etc. der 80er) – jeder in der Oasis hat unbegrenzten Zugriff auf ein umfangreiches Archiv -, hat aber selbst kaum Möglichkeiten, nach dem Osterei zu suchen. Doch niemand hat mit dem Scharfsinn von Parzival gerechnet.
Meine Meinung zum Buch
Die Story von „Ready Player One“ beginnt langsam – böse Zungen behaupten sogar schleppend. Das ist durchaus korrekt – aber auch beabsichtigt. Wade ist erstmal in einer ziemlich doofen Lage – und das wird auch lange und ausführlich erläutert. Ich finde, das macht die Sache durchaus interessant. Auch die vielen 80er-Referenzen, werden manchmal schön ausführlich besprochen. Mir macht das durchaus Spass.
Irgendwann geht dann die Action los und alles ist anders. Das zuerst ruhige Leben von Parzival ist vorbei – und auch das des Lesers. Denn ab dem Punkt geht es zeitenweise rasant zur Sache. Irgendwann war es dann sogar so, dass ich nicht sicher war, ob das immer noch der gleiche „Wade“ ist (für die, welche das Buch schon gelesen haben: die Zeit, als er bei seinen liebsten „Freunden“ ist ;)).
Auch das Ende des Buches – die Auflösung und wie es aufhört, hat mir sehr sehr gut gefallen.
Ich habe das Buch zugeklappt und gedacht: Alter Falter, warum habe ich das Buch nicht schon viel früher gelesen??
Und der Film?
Wie habe ich mich gefreut als klar war, dass Ready Player One verfilmt wird und im April in die Kinos kommt. Wie toll fand ich es, dass Steven Spielberg die Verfilmung übernimmt… Begeistert war ich. Auch als der Film rauskam (bzw. kurz davor) und die ersten Reviews bei IMDB eingingen, freute ich mich: der Film lag bei über 8 von 10 Punkten. Erstmal spitze. Und ich wollte den Film unbedingt sehen.
Dann habe ich auf IMDB auch mal die Kritiken gelesen und festgestellt, dass die, welche das Buch kannten, den Film nicht sonderlich gut bewertet hatten. Wieso? Weil der Film sehr stark am Buch vorbeizugehen schien. Mit diesem Wissen bin ich dann ins Kino und hab das Buch etwas ausgeblendet.
Und ehrlich gesagt wurde ich nicht enttäuscht: der Film ist spektakulär – vor allem optisch. Die vielen 80er-Referenzen im Trailer findet man natürlich auch im Film. Und ich habe vermutlich nur einen kleinen Teil davon wahrgenommen. Die Schauspieler sind meines Erachtens recht gut besetzt (Olivia Cooke find ich gut gewählt :)). Okay, Sorento hab ich mir durchaus anders vorgestellt – aber was solls 😀
Und die Story… nun ja… die wurde in der Tat ziemlich abgeändert. Aber sie ist weit davon entfernt, dass nur die Namen der Charaktere und der Grundgedanke verwendet wurden und der Rest nicht passt. Es sind immer wieder bekannte Elemente aus dem Buch vorhanden, beispielsweise die Burg, der Club mit den fliegenden Tänzern, etc. Die Rätsel sind natürlich komplett anders – aber ganz ehrlich: das spannend zu verfilmen wäre auch echt schwer gewesen. Ich fand die neuen Rätsel durchaus attraktiv und selbst als Kenner des Buches konnte man noch das eine oder andere überlegen.
Was mir in der Tat nicht gefiel war die Entwicklung in der zweiten Hälfte, wo (ACHTUNG SPOILER) Samantha Wade „rettet“ und zu sich holt. Das zerstört leider in der Tat die Spannung zwischen den Beiden etwas. Im Buch ist es einfach unheimlich viel cooler, erst wirklich ganz am Schluss zu wissen, wie sie in echt aussieht (und wer sie ist) und vor allem, ob aus den Beiden je was wird. Auch die Bedeutung von Og hat mir stark gefehlt. Und natürlich dass Samantha statt Wade bei IOI war und vor allem, wie sie da wieder raus kam.
Aber der Rest fand ich definitiv in Ordnung. Selbst das Ende ging für mich so in Ordnung.
Dem Film würde ich – ohne Buchkenntnisse – in der Tat eine 8,2 geben.
Mit Buchkenntnis gebe ich dem Film eine solide 7,6
Hinweis: die verwendeten Bilder aus dem Film „Ready Player One“ sind urheberrechtlich geschützt und gehören den respektiven Produktionsfirmen des Film. Die Verwendung der Bilder erfolgt unter der „Fair Use Doctrine“ im Rahmen einer Rezension des Films.
Kathrin Eschenbacher
Hey, ich habe schon gespannt auf deinen Bericht gewartet – sehr schön geschrieben! Im Kino war ich noch immer nicht, aber möchte ich noch. Und es freut mich zu lesen, dass dir der Film ebenso gefiel, das lässt hoffen:) Liebe Grüße, Kathrin
Chris
Das freut mich doch sehr – danke für das Lob 🙂
Aus meiner Sicht lohnt es sich definitiv. Man muss das Buch halt etwas ausblenden und dann das Spektakel geniessen 😀
Tharos
Das Buch muss ich auch mal wieder lesen – nachdem ich es schon nicht geschafft habe den Film im Kino zu sehen 😉
Chris
Unbedingt… ich werde es in einem halben Jahr oder so auch mal wieder zur Hand nehmen. Vor allem hätte ich damals nie gedacht, dass mir das Buch so sehr gefallen würde. Ist zu einem absoluten Highlight geworden. Vor allem nachdem ich es eben mal so nebenbei bei der Mängelware gefunden hatte und erstmal lange ungelesen im Regal lag 😉