Ein Sommer am Meer
Letztes Jahr im Sommer habe ich geheiratet. Eine wundervolle Frau, die Sonne, Stand und Meer liebt. Unsere Flitterwochen führten uns also an den Strand. Ursprünglich in die Türkei, die Situation da führte aber zu einer Umbuchung unsererseits und wir landeten in Griechenland. Aber natürlich genauso am Meer. So lagen wir also da am Strand unter dem Sonnenschirm, schauten auf das Meer hinaus, schlürften unsere Getränke und begannen, in unseren Büchern zu schmökern.
Damit es mir in den knapp 2 Wochen nicht langweilig wird, hatte ich mir einen etwas dickeren Wälzer ausgesucht: „Der Schwarm“ von Frank Schätzing, den ich schon bei „Limit“ sehr zu schätzen gelernt hatte. Ich mag Schätzings Stil, auch wenn hier etwas Konzentration definitiv nötig ist. Gerne beschreibt er eine Menge Sachverhalte über eine Menge Seiten hinweg. Ich erinnere mich an Limit: auf den ersten 50 Seiten wurden ca. 20 Personen eingeführt…. Hui… Aber hey, ich hatte am Strand Zeit.
Achtung – dieser Beitrag könnte kleinere Spoiler enthalten
Ich hatte mich im Vorfeld der Lektüre gar nicht gross über den Inhalt informiert. Ich wusste nur, es ist ein geniales Buch. Dann begann ich zu lesen. Deshalb ein kurzer Überblick aus dem Inhalt:
Es beginnt vergleichsweise unspektakulär: die Wale kommen plötzlich mit grosser Verspätung an die bekannten Sichtungspunkte. Ein Fischer verschwindet in Peru auf einer Fischfangtour an der Küste. Das Meer beginnt auf einmal verrückt zu spielen. Verschiedene Menschen an verschiedenen Orten auf der Welt bemerken immer mehr seltsame Dinge in Zusammenhang mit dem Meer und deren Bewohner. Da wäre einerseits der Biologe Sigur Johanson, der einfach nicht an Zufälle glauben will. Und auch der Walforscher Leon Anawak ist sich sicher, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Und so beginnt eine Suche nach der Ursache der aufkeimenden Katastrophe. Aber wer hätte gedacht, dass das, was sich da in der Tiefe der See befindet, vielleicht das Leben der ganzen Menschheit verändern würde.
Mein Eindruck von „Der Schwarm“
Frank Schätzung schafft es hier, den Leser auf fast 1000 Seiten zu fesseln. Und das nicht nur mit einer grandiosen Geschichte um die Verschwörung aller Lebewesen im Meer, sondern auch mit wissenschaftlich exzellent recherchierten Fakten, die jeden wissenschaftlich Interessierten Leser in Bann ziehen. Viele der Fakten, die Schätzing hier auf den Tisch bringt, entsprechen den Tatsachen. Ein Grossteil der Schauplätze und vor allem der wissenschaftlichen Einrichtungen existieren und selbst etliche beschriebene Neben-Charaktere gibt es tatsächlich. Das macht diesen Roman gleich nochmal packender. So denkt man sich immer wieder: was, wenn so eine Katastrophe tatsächlich mal eintreten würde? Könnte es wirklich sein?
Und dann kommt man in die zweite Hälfte des Buches – und das Ende. Hier war und bin ich mir nicht mehr sicher, wie gut mir das Buch gefällt. Das liegt nicht an fehlender Spannung oder interessantem Plot-Twist, sondern vielmehr an der Art, der Auflösung. Wo im ersten Teil die pure Wissenschaft dominierte, rutscht Frank Schätzing hier immer mehr in Theorien ab, die nicht so ganz zum Buch passen wollen. Vor allem sind es Theorien, die – so gut erklärt sie auch werden – sehr schwer fassbar sind. Zusätzlich wird ein ganzes Weltbild durcheinander gewirbelt, was sofort zu einer Vielzahl von philosophischen Fragen führt. Die erste Hälfte ist also ganz anders, als die zweite Hälfte. Jede für sich spannend, interessant, spannend. Aber eben ganz anders. Und zusammen funktioniert das zwar durchaus, geht mir aber ein gutes Stück zu weit. Es ist einfach zu viel des Guten für die Story.
Ich habe das Buch im Urlaub fast beendet. Die letzten Seiten las ich auf dem Rückflug nach München. Und ehrlich gesagt, war ich froh, grad nicht mehr in Wassernähe zu sein. Obwohl: während der ganzen Lektüre am Strand hatte mir das erstmal gar nichts ausgemacht.
Aber: was wäre wenn… da unten doch etwas ist, das uns überlegen ist? Etwas, von dem wir noch nichts wissen?