Auf den Titel bin ich zufällig in der Buchhandlung meines Vertrauens gestossen. Der Klappentext hat mich dann auch sofort angesprochen. So wurde es gekauft und hat seinen Platz in meinem SuB bekommen. Wobei ich es da gleich wieder herausholte, da ich unglaublich neugierig war.
Ich erwartete eine Mischung aus Rätseln und Thriller… aber es war mehr… Krimi als Thriller und weniger Rätsel als ein spannender Roman.
Aber von vorne: es geht um Eddie – einem damals 13-jährigen Bub, der traumatisches erlebt. Zuerst der Unfall auf dem Jahrmarkt, dann die Leiche im Wald. Und nicht zuletzt wären da noch die ganzen anderen Charakterköpfe in Eddies Leben. Nicht einfach… aber Eddie schafft es und wird erwachsen. Doch gerade als er denkt, alles im Griff zu haben, tauchen auf einmal die Kreiden-Zeichnungen aus seiner Kindheit wieder auf. Und damit die Erinnerungen an all das, was damals passierte.
Im Nachgang finde ich es sehr interessant, wie mich dieses Buch gefesselt hat. Es ist nämlich weniger pure Hochspannung, als ein langsames auf den Höhepunkt zulaufen und immer mehr Details erfahren, was mich dazu führte, das Buch (für meine Verhältnisse in Rekordtempo) zu lesen.
Denn C.J. Tudor macht etwas Interessantes in „Der Kreidemann“: sie erzählt von Eddie in der Verga
ngenheit (da war Eddie grad mal 12) und in der Gegenwart (da ist Eddie schon weit über 30). In der Vergangenheit erfahren wir nach und nach, was überhaupt passiert ist. In der Gegenwart wiederum sind wir dabei, als die Kreidezeichnungen wieder auftauchen und alte Wunden aufreissen. Wir begegnen dabei mehrheitlich den gleichen Protagonisten, wie in der Vergangenheit. Wir erfahren, was sich verändert hat.
Und anders als in der Vergangenheit, wo viele Fragen einfach nur offen blieben, versucht Ed(die) in der Gegenwart die offenen Fragen zu klären.
Und das ist es, was das Buch so spannend macht: wir erfahren in den relativ kurzen Kapiteln in der Regel nur Bruchstücke des Ganzen. Und je weiter man in das Buch vordringt, desto mehr setzt sich das Puzzle zusammen. Immer wieder wird man auf gefühlt falsche Fährten gelockt, immer wieder erfährt man Dinge über einen Charakter, die ein Aha-Erlebnis verursachen. Und trotz jedem Aha-Erlebnis fehlt einem immer noch die grosse Auflösung.
Der Schluss – und das Fazit
Die kommt dann aber zum Schluss. Und zum Schluss geht es richtiggehend rund. Und das ist perfekt so – denn es ist ein rundes Ende. Fragen werden viele geklärt, es bleibt wenig offen, was unbedingt nötig ist zu erfahren. Trotzdem ist das Ende bitter… und das liegt nur an den letzten paar Sätzen. Sie klingen so unverfänglich – und dennoch liegt so viel in ihnen. Ein böses Ende!
Das einzige was ich etwas vermisst hatte, war der Fokus auf die Geheimzeichen der Kids. Natürlich spielten sie eine Rolle – teilweise auch eine tragende. Aber der Klappentext klang fast etwas so, als ob es unter Anderem auch darum gehen würde, dass die Eddie und seine Freunde rätselhafte Nachrichten auch entschlüsseln müssten oder ähnliches. Das ist hier leider nicht der Fall. Hat mich aber nur kurz beschäftigt, denn dafür ist die Story einfach zu gut 🙂
Ob mir das Buch gefiel, muss ich an dieser Stelle glaube ich nicht mehr sagen oder? Definitiv ein JA! C.J. Tudor hat mit Ihrem Erstlingswerk alles richtig gemacht: ein spannendes Setting, einen starken und spannenden Aufbau, eine sehr gelungene Schreib- und Erzählweise und eine Story, die mitreisst. Was will man mehr 🙂

Chris ist 34 und bloggt am liebsten über Thriller, Science Fiction oder Bücher aus dem Tolkien-Universum.