Was haben wir gelacht, als wir vor ein paar Jahren auf einer längeren Fahrt „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ als Hörbuch anhörten. Wir hatten das Hörbuch spontan für einige Euro an der Raststätte erstanden, nachdem uns die ??? -CDs ausgegangen waren. Und es ein genialer Glücksgriff. Das Buch war ein Hochgenuss. Dementsprechend habe ich mich sehr darüber gefreut, dass Jonas Jonasson eine Fortsetzung herausgebracht hat. Mit „Der Hunderjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten“ legt Allan Karlsson nochmal nach. Eigentlich wollte Jonasson gar keine Fortsetzung schreiben. Doch dann bemerkte er, wie sich die Welt weiter zum Schlechten verändert – und das nachdem man meinen könnte, dass die letzten 100 Jahre die Schlimmsten überhaupt waren. Was, wenn dem doch nicht so ist und es noch schlimmer kommt? So hat Jonasson seinen alten Freund Allan Karlsson aus dem Ruhestand zurückkehren lassen.
Die Geschichte beginnt nahtlos auf Bali, wo sich Allan und sein guter Freund Julius mit dem Geldkoffer aus dem ersten Teil niedergelassen und ein schönes Leben gemacht haben. Julius züchtet inzwischen balinesischen schwedischen Spargel, während Allan sich mit der modernen Technik und seinem neuen schwarzen Tablett bekannt macht. Dabei stellt er fest, dass in der Welt allerlei verrückte Dinge passieren – schon wieder. Und auf einmal droht auch noch das Geld auszugehen (immerhin muss das Hotel ja den teuren, schwedischen Spargel importieren – der günstige balineische ist den Gästen ja nicht gut genug… – Ihr sehr worauf das hinausläuft :D).
In einer eher zufälligen Aktion (was auch sonst), verschwinden Allan und Julius mit einem Heissluftballon von Bali (ohne natürlich die restliche Rechnung zu bezahlen), um mit der Welt erneut Bekanntschaft zu machen. So kommen sie in Nordkorea bei Kim vorbei, machen einen Besuch in den USA bei Donald, schütteln Frau Merkel die Hand, halten ein Schwätzchen mit Wladimir, lernen den hintersten Kongo kennen, und so weiter. Selbstverständlich nie, ohne in ziemlich prekäre Situationen zu geraten. Aber wie wir wissen, ist Allan immer für eine unerwartete Lösung zu haben.
Und was halte ich nun von der Fortsetzung? Grundsätzlich gilt für Fortsetzungen ja erstmal die Prämisse, dass es schwer ist, an den ersten Band heranzukommen. Es gibt natürlich auch Bücher, wo das durchaus der Fall ist. Beim Hundertjährigen (der inzwischen 101 ist), ist dem leider nicht so. Das Buch startet schwungvoll und mit vielen guten Ideen, ein paar tollen Seitenhieben und vielen Schmunzlern. Leider nimmt dieses hohe Niveau aber im zweiten Drittel des Buches immer mehr ab. Ich bin mir noch nicht ganz sicher woran es liegt. Vielleicht ist ein Grund tatsächlich der, dass die beschriebenen Situationen zu aktuell und echt sind. Kim Jong-Un, Donald Trump, Merkel und Putin – das ist alles noch nicht vorbei sondern aktuell, im Gegensatz zu den Themen aus dem 1. Buch. Ein weiterer Punkt könnte durchaus auch sein, das man die Art von Allan kennt und sich so sehr bald vorstellen kann, wie die ganze Sache abläuft. Dass 4 Kilo Plutonium in Händen von Allan Karlsson keinen echten Schaden anrichten werden (zumindest nicht vorerst) ist ziemlich klar. Dass sich die beiden Freunde auch immer wieder aus den Situationen hinausbugsieren ist ebenso logisch. Und am Ende werden dann noch relativ ernsthafte Töne angeschlagen. Das Ende stellt ich also irgendwie einfach nicht zufrieden. Auch wenn Jonasson recht hat mit dem was er sagt… irgendwie… es passt leider nicht ganz. Dafür ist die aktuelle politische Lage einfach zu aktuell.
Alles in Allem finde ich das Buch durchaus lesenswert und stellenweise wirklich witzig. An den ersten Teil kommt es leider nicht heran – dafür fehlt das „Neue“, die Frische die die originale Geschichte mit sich gebracht hat.
Allan und Julius dürfen also nun beruhigt (oder doch eher beunruhigt?) in Rente gehen. Und das ist auch in Ordnung so.

Chris ist 34, arbeitet in der IT und liest gerne spannende Thriller oder Science-(Fiction) Literatur. Zudem liebt er das Tolkien-Universum.