Letzthin ganz kurz etwas drüber gelesen, ein paar Tage später in einer Buchhandlung drüber gestolpert: „Der Circle“ von Dave Eggers. Buch sofort gekauft.
Die Story: die junge Mae bekommt eine Stelle im hippen Unternehmen „Circle“ – wohl eine Mischung aus Google, Facebook und Apple. Der Circle warte mit Innovationen am laufenden Band auf. Social Media wird gross geschrieben und die Philosophie der Firma läuft in eine klare Richtung: „wenn alle über alle alles wissen, dann können wir bessere Menschen werden“.
Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Das Buch hat mich sehr schnell fasziniert und ich war bald komplett durch. Die Geschichte spielt wohl in der nahen Zukunft, klingt aber nur ein paar Jahre entfernt, wenn man bedenkt, wie schnell sich die Technik zurzeit entwickelt. Das Thema „der gläserne Mensch“ ist in „Der Circle“ eines der wichtigsten Themenbereiche. Eggers schafft es, uns simpel und einfach vor Augen zu führen, wohin die komplette Vernetzung und Überwachung, die Globalisierung und Vereinheitlichung eigentlich führen kann. Wie viel Macht darf beispielsweise ein einzelnes Unternehmen haben. Gewiss, das Buch ist Fiktion und viele Mechanismen in der Politik und Wirtschaft schützen uns vor einem solchen Szenario… oder?
Auch das Thema Informationsflut ist ein Wichtiges im Buch. So soll sich Mae Holland sehr aktiv am Austausch via Social Media beteiligen. Sie soll neben ihrem Job auch gleichzeitig noch alles Andere tun. Mae hat am Schluss an ihrem Arbeitsplatz 6 Bildschirme, trägt eine Kamera und hat mindestens 2 Armbänder, die Daten tracken. Wenn mal auf etwas nicht geantwortet wird, sind die Menschen sauer oder verunsichert. Und dann will Mae auch noch über alles Bescheid wissen. Und wir so? Ich muss zugeben, ich muss mich auch an der Nase packen: so viele Infos wie möglich haben, Daten, Zahlen, Fakten, das ist total wichtig und eigentlich auch spannend. Aber was machen wir eigentlich daraus? Und brauchen wir es wirklich?
„Der Circle“ regt in diesen Bereichen ganz stark zum Nachdenken an. Über unser Verhalten und wie gut gemeinte Ideen nach hinten losgehen können. Der Faktor Mensch ist nämlich unterm Strich unveränderlich. Selbst wenn alles gläsern wäre, so ist der Mensch doch immer noch ein Mensch, der eigene Gefühle hat und mit Überinformationen kaum umgehen kann. Und trotz Standardisierung denkt jeder Anders.
All diese Bereiche greift das Buch auf.
Stellt sich die Frage: ist es ein gutes Buch? Kann man es empfehlen? Ich muss zugeben, ich bin zwiegespalten. Einerseits sind die obigen Themen aktueller denn je und das Buch greift diese gut und interessant auf. Eggers versucht auch zu differenzieren und zu werten. Aber das gelingt ihm nicht immer. In der Mitte des Buches hat man das Gefühl, Eggers versucht die bereits aufgebauten Superlativen (Anzahl Follower, etc.) nur zu übertreffen. Die Handlung plätschert dahin, Spannung kommt nur bedingt auf. Klar, man möchte wissen, wie es weitergeht, man möchte die neusten Auswüchse der Ideen der Circle-Weisen mitbekommen. Aber unterm Strich sind 2/3 des Buchs immer das Gleiche, nur etwas Anders verpackt.
Enttäuscht hat mich zudem das Ende. Oder doch nicht? Ich bin mir etwas unsicher. Das Ende ist unkonventionell. Anders als man erwartet. Man fragt sich unweigerlich, was Eggers eigentlich von seiner aufgebauten Welt hält. Man fragt sich, welches jetzt die Gute oder schlechten Seite war. Aber man erwartet vom Ende auch mehr. Viel mehr. Gewisse Handlungsstränge werden geklärt, ohne wirklich erklärt zu werden. Vor allem stellt man fest, dass mehrere komplett gleichartige Handlungsstränge am Schluss zu gar nichts führen und keine Konsequenzen haben. Das Buch hätte ehrlich gesagt auch rund 200 Seiten kürzer sein können und es hätte den gleichen Effekt gehabt.
Zu guter Letzt gibt es von mir auch Kritik am sprachlichen Stil von Eggers. Literatur ist anders. Viele Wiederholungen, oft gleiche Satzstrukturen und eine einfache Schreibweise.
Unterm Strich gilt zu sagen: das Buch ist lesenswert aufgrund der Thematik, aber nicht aufgrund der Story.