Das Jesus-Video

Featured Thriller
8.8

Sehr gut

8.5

User Avg

Dass ich Andreas Eschbach sehr gerne lese/höre, weiss der geneigte Leser ja schon. Und nun habe ich es wieder getan: mir ein Hörbuch von ihm (natürlich ungekürzt) angehört. Dieses Mal durfte „Das Jesus-Video“ ran. Interessanterweise kenne ich die Geschichte schon. Dachte ich zumindest. Denn: irgendwo im DVD-Regal steht die Doppel-DVD von der Pro7/Ratpack-Produktion mit der Verfilmung. Ich habe diese damals – vor Jahren – auf der Heimfahrt mit dem Nacht-ICE von Hamburg in die Schweiz. Ich fand den Film okay – nicht herausragend, aber immerhin okay.

Das war dann auch der eigentliche Grund, warum ich lange Zeit das Jesus-Video als Buch/Hörbuch „missachtet“ habe – auch wenn es eines der bekanntesten Werke von Eschbach ist. Ich dachte mir: die Geschichte kenn ich ja eigentlich schon, dann wird das ja langweilig.
Dann habe ich aber auf Audible die Rezensionen durchgelesen. Dabei bin ich auf Aussagen gestossen wie: „der Film ist super, das Buch extrem viel besser“. Oder: „das Buch ist ganz anders als der Film“. Dementsprechend habe ich mich dazu entschlossen, mir auch diesen Eschbach anzuhören. Und was soll ich sagen: ich wurde nicht enttäuscht 🙂

„Das Jesus-Video“ – der Inhalt

Aber worum geht es eigentlich in „Das Jesus-Video“: in Israel Ende der 90er-Jahre wird auf einer archäologischen Ausgrabungsstätte ein seltsamer Fund gemacht: neben einem Skelett, welches 2000 Jahre alt ist, findet der Ausgabungshelfer Steven Fox eine Bedienungsanleitung für eine Video-Kamera. Das verrückte daran: das Papier ist 2000 Jahre alt. Und noch verrückter: Die Video-Kamera gibt es noch gar nicht auf dem Markt. Ganz klar, dass dieser Fund eine riesige Welle auslöst. Nur dass Steven ab nun nichts mehr damit zu tun hat… das stinkt ihm natürlich. Denn immerhin hat er das Skelett und die Bedienungsanleitung gefunden. Also beschliesst er, sich selbst auf die Suche nach dem Offensichtlichen zu machen: nach der Kamera, die zur Anleitung gehört und die möglicherweise eine 2000 Jahre alte Aufnahme enthalten könnte: eine Aufnahme von Jesus Christus.

Eine spannende Ausgangslage und vor allem drei spannende Gedankenspiele:
1. Und wenn das Video wirklich gefunden werden würde in der Gegenwart, warum würde der Zeitreisende dann in der Zukunft überhaupt die Zeitreise in die Vergangenheit unternommen werden?
2. Wenn es das Video wirklich geben würde und Jesus darauf wäre, was würde das mit der Religion der heutigen Zeit anstellen?

Das sind nur 2 der Gedankengänge, die Eschbach mit dem Jesus-Video aufnimmt. Wie immer versucht Eschbach eine Vielzahl von Themen in seinem Buch unterzubringen. Bis heute wundere ich mich, wie er eigentlich zur Religion steht. Sein Protagonist (wie die Meisten) sind überhaupt nicht religiös, machen aber in seinen Romanen meistens grössere Veränderungen durch. Das ist hier nicht anders.

Sehr interessant ist hier, wie Eschbach viele Figuren einführt. Sogar relativ genau einführt. Selbst Nebenrollen werden teilweise genauer geschildert, als es der Leser vielleicht für nötig hält. Aber im Nachgang stellt man fest, dass das durchaus seinen Sinn hat.
Anders als in anderen Büchern, gibt es in „Das Jesus-Video“ sogar mehrere gegnerische Parteien. Das Faszinierende dabei: alle Parteien haben ihre Motive. Und die meisten dieser Motive sind bis zu einem gewissen Grad verständlich und nachvollziehbar.

Die Geschichte von „Das Jesus-Video“ geht dabei ein gutes Stück weiter als ein klassischer Thriller. Es ist halt ein echter Eschbach. Das Buch ist an vielen Stellen sehr tiefgründig. Die Spannung ist zwar durchaus vorhanden, wird aber auch immer wieder durch lange Erzähltstränge unterbrochen, welche auf andere Themen eingehen, welche die Story nicht vorantreibt. Aber das ist okay und dient der Geschichte im Ganzen dennoch.

Es gibt dann aber auch Stellen – davon aber nur Wenige – die wirkliche Längen sind. Genannt sei da vor allem der Teil in der Wüste… mehr will ich nicht verraten.

Dann noch ein paar Worte zum Ende: das Ende des Films hat mich enttäuscht. Also habe ich auch vom Ende des Buches erstmal nicht zu viel erwartet. Vor allem nachdem man Eschbachs Enden kennt. Denn diese lassen in vielen Fällen einiges offen und regen in erster Linie zum Nachdenken an. Das ist beim Jesus-Video nicht anders. Aber anders als beim Film ist das Ende hier sehr zufriedenstellend. Es lässt selbstverständlich auch Fragen offen, ganz klar. Das Schöne aber ist: es ist ein Ende, welches zwar weiterhin vieles offen lässt, aber gewisse Fragen, die sich in den letzten 2 Dritteln eröffnen, mit wenigen Sätzen klären. Klasse!

Last but not Least möchte ich noch was zum Film sagen, bzw. zu Ähnlichkeiten und Unterschieden: als Erstes nervt mich beim Film, dass der Protagonist verdeutscht werden musste. Aus dem Ami „Steven Fox“ wurde ein „Steffen Vogt“ aus Deutschland. Echt jetzt? ist das nötig? Die Story ist in den Grundsätzen gleich, verschiedene Stränge aus dem Buch werden durchaus aufgenommen und verfolgt, einer sogar konsequenter zu Ende gebracht als im Buch. Aber mehrheitlich ist die Story im Film eine Hetzjagd durch Israel ohne grossen Tiefgang. Grundlegende Thematiken – gerade was die Zeitreise betrifft – wurden derart verändert dass es einfach nicht mehr schön ist. Und das Ende ist einfach… doof… mein Gedanke zumindest.

Also: für alle, die das Buch noch nicht kennen – unbedingt anhören.
Wer den Film anschauen will: das könnt ihr auch getrost lassen 🙂

Euer,
Chris

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Das Jesus-Video
Gibt es ein Video von Jesus Christus? Bei archäologischen Ausgrabungen in Israel findet der Student Stephen Foxx in einem 2000 Jahre alten Grab die Bedienungsanleitung einer Videokamera, die erst in einigen Jahren auf den Markt kommen soll. Es gibt nur eine Erklärung: Jemand muss versucht haben, Aufnahmen von Jesus Christus zu machen!
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Erschienen:
Das Jesus-Video
Chris

Chris ist 34 und bloggt am liebsten über Thriller, Science Fiction oder Bücher aus dem Tolkien-Universum.

Positiv

  • Spannend Themen
  • Tiefgründige Bearbeitung
  • Sauber recherchiert
  • Spannend

Negativ

  • Zum Teil einige Längen

Zusammenfassung

Ein Eschbach wie er im Buche steht: spannende, tiefgründige und immer noch aktuelle Themen, die Spannung und Brisanz versprechen. Von der Zeitreise bis zur Religion ist in "Das Jesus-Video" alles dabei. Ein buch, dass man gelesen haben muss.
8.8

Sehr gut

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