Mit „Ready, Player One“ hatte Ernest Cline ein Buch geschrieben, welches 2011 voll eingeschlagen ist (hier gibt es meine Rezension dazu). Ein Buch, welches eine tolle, spannende Geschichte in einem Meer aus Anspielungen rund um Games, Filme und Musik der 80er (und 90er) verpackt. Ich habe das Buch recht spät gelesen, fand es aber fantastisch.
Deshalb habe ich schon länger mit einem weiteren Roman von Cline geliebäugelt: „Armada“ – eine Geschichte über einen Teenager, der das Weltall-Shooter Spiel „Armada“ spielt, nur um irgendwann herauszufinden, dass das Spiel als Training für einen echten Alien-Angriff gedacht war und das Schicksal der Menschheit auf der Kippe steht.
So viel verrät schon der Klappentext. Eine interessante Prämisse, durchaus. Dennoch war ich unsicher, ob das Buch gut ist. Ich habe schon das Gegenteil gehört. So nach dem Motto: er kommt einfach bei Weitem nicht an das Niveau von „Ready, Player One“ heran. Und das ist auch ein häufiges Problem: das erste Buch ist der Hammer, also hat man riesige Erwartungen an ein zweites Buch. So ging es mir beispielsweise mit Ursula Poznanskis Jugendthrillern. Sie sind alle gut oder nicht schlecht, aber einen Hit wie „Erebos“ waren sie irgendwie (fast) nicht mehr.
Dennoch habe ich mir nun auch Armada zugelegt und gelesen. Und was soll ich sagen: die Kritiker haben durchaus recht. Warum das so ist, versuche ich nun zu erklären.
Ein Hauptpunkt der mich gestört hat, war das sehr ungleiche Verhältnis der Anteile an der Geschichte. Die Exposition ist unglaublich lang, etwas zäh und sehr detailliert (ist man ja von RPO gewohnt ;)). Das stört Liebhaber von Clines Stil aber nicht. Doch, wenn es dann so richtig anfängt loszugehen befindet sich man quasi schon in der Mittes des Buches. Die Dinge, die da passieren, benötigen dann eine recht lange Zeit, um sich zu manifestieren. Es gibt einige kleine Höhepunkte, aber irgendwie erwartet man mehr. Und man kann schon erahnen – immerhin ist man im letzten Drittel des Buches – dass gegen Schluss alles sehr schnell gehen wird. Das führt auch dazu, dass man den Twist der Geschichte erahnen kann. Um genau zu sein: man erahnt den Twist schon recht bald – spätestens in der Mitte des Buches. Die Auflösung folgt dann kurz vor Schluss und ist ähnlich, wie ich erwartet hatte.
Am Ende des Buches bleibt ein ungutes Gefühl: es macht den Eindruck als hätte Cline hier massiven Zeitdruck gehabt, die Geschichte fertigzustellen und den Plot-Twist unterzubringen. Es ist einfach nur furchtbar gehetzt. Während wir in den ersten 2/3 viele Dinge im Detail erfahren, geht es gegen Schluss nur noch zack bumm, ohne grosse Erklärungen. Viele Fragen bleiben unbeantwortet, viele Dinge erscheinen irgendwie völlig unlogisch oder seltsam.
Leider bleiben auch die meisten Charaktere relativ flach. Selbst in den Protagonisten kann man sich nur bedingt hineinversetzen. Ich kann nicht genau erklären, woran es liegt. Schlimmer sind aber die anderen Charaktere. Fast durchgehend flach, selbst die Familie des Protagonisten ist seltsam gestrickt. Keine Ahnung. Nicht zufriedenstellend auf jeden Fall.
Das Fazit, welches ich für Armada ziehen muss: guter Ansatz, nette Idee, aber leider nicht mit dem gewünschten Ergebnis. Cline hat hier versucht an seinen Erfolg von „Ready, Player One“ anzuknüpfen, aber das gelingt ihm leider nicht. Anspielungen auf Filme und Spiele der 80er und 90er (von denen es wieder eine Menge gibt) reicht halt noch nicht für ein gutes Buch. Dafür ist der Plot zu einfach gestrickt und die Geschichte gegen Schluss zu gehetzt.


Chris ist 34, arbeitet in der IT und liest gerne spannende Thriller oder Science-(Fiction) Literatur. Zudem liebt er das Tolkien-Universum.