Der Mann, der auszog um Schauspieler zu werden und zu den Grosseltern zog
Ich fahre jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit. Das dauert ca. 15-25 Minuten (je nach Verkehr). Ich höre oft Radio, immer mal wieder Nachrichte und denke mir dabei: das hab ich gestern irgendwie auch schon gehört (das gilt sowohl für die Nachrichten, wie auch für die gespielte Musik). Vor einer Weile habe ich dann entdeckt, dass Hörbücher hören im Auto auch für kürzere Autofahrten echt unterhaltsam ist.
Nachdem mich mein Chef letztens wieder mit einigen Empfehlungen ausgestattet hat, habe ich gleich zugegriffen und mir von Joachim Meyerhoff den Roman „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ geholt und angehört. Ich muss sagen, ich bin begeistert… „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ ist eigentlich der dritte Band der Reihe „Alle Toten fliegen hoch“, kann aber sehr gut als eigenes Werk gelesen/gehört werden.
Wie soll man denn nun dieses sehr autobiografische Werk zusammenfassen. Ich sags mal so: man nehme einen jungen Mann, der noch nicht so recht weiss, was er mal machen soll, dazu ein tolles Ehepaar als Grosseltern, bei denen die Zeit still stehen geblieben ist und immer alles genau gleich läuft und mixe das Ganze mit Schauspielschulen, seltsamen Charaktern, viel Humor und Tiefgründigkeit.
Heiter lustig bis tiefgründig – autobiografisch und ehrlich
Was mir an diesem Buch besonders gut gefallen hat ist die Tatsache, dass Meyerhoff immer wieder zwischen den Szenen bei seinen Grosseltern und denen in der Schauspielschule hin- und herwechselt. Die Beschreibung von meinem Chef war hier: „da gehts um einen der Schauspieler wird“. Und dann wundere ich mich, warum es die erste Stunde quasi nur um seine Grosseltern geht. Aber die Wechsel kommen – und zwar immer wieder. Allerdings versteht man die Verknüpfung von der Theaterausbildung und seinen Grosseltern immer besser, je weiter man in das Geschehen eintaucht. Je länger das Buch dauert, desto öfter möchte man zurück zu den Grosseltern. Vor allem erkennt bestimmt jeder ein bisschen die eigenen Grosseltern in denen von Joachim Meyerhoff. Er beschreibt diese typischen Verhaltensweisen und Muster, die Grosseltern so oft mit sich bringen. Und das auf eine sehr charmante und humorvolle Art und Weise. Nie wird er ausfällig, nie überschreitet er die Grenzen ins Lächerliche. Kennt ihr zum Beispiel die typischen Aussprüche eurer Grosseltern? Ich erinnere mich hier an einige französische Ausdrücke der Grosseltern… und diese Erinnerungen hat auch Herr Meyerhoff von seinen Grosseltern.
Besonders gut gelungen fand ich zudem die Tatsache, dass „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“, mitnichten nur ein Buch zum Lachen ist – nein, es ist auch ein Buch zum Nachdenken; selten zum Weinen. Joachim Meyerhoff schafft es, von unglaublich lustigen Szenerien (man denke nur an Umschreibungen von Dingen, die man dann sofort vor Augen sieht) in tiefgründige nachdenkliche Themen zu wechseln.
Ein Thema, dass in seinem Buch immer wieder aufkommt ist der Tod. Sei es vom Tod seines Bruder, über die Krankheit seined Vaters, bis hin zum Alterungsprozess der Grosseltern. Aber auch in seiner Darstellung auf der Bühne, spielte der Tod immer wieder eine Rolle. In seinem Buch nimmt er den Leser immer wieder hinein in die Tiefen seiner selbst – die Gedankengänge – aber auch zu dem, was um ihn herum passiert. Persönlich, tiefsinnig, aber immer auf schöne Worte gebettet und vor allem immer ehrlich und direkt.
Eigentlich (obwohl ich schon viel geschrieben habe) kann man dieses Buch gar nicht so wirklich richtig rezensieren… Man muss es einfach selbst lesen oder hören.
Ich empfehle übrigens unbedingt die Hörbuch-Fassung. Joachim Meyerhoff liest diese selbst und vor Live-Publikum, was einfach unglaublich Spass macht. Also: wer hat noch nicht, wer will nochmal? 😉
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